Die Kunst der Erinnerung - Bronzeplastiken des Holocaust-Überlebenden Samuel Willenberg
Die Ausstellung "Die Kunst der Erinnerung - Bronzeplastiken des Holocaust-Überlebenden Samuel Willenberg" ist vom 1.5- 12.5.2008 im Rahmen der Kunst- und Kultufestivals im Wendland: "Kulturelle Landpartie" im Jugendheim ‚Putenhof’, Belitz 9, 29482 Küsten, zu sehen. Die genauen Öffnungszeiten und Anreise finden sich ab April auf der Seite http://www.kulturelle-landpartie.de/
Samuel Willenberg
Samuel Willenberg wurde 1923 im polnischen Czestochowa als Sohn eines jüdischen Vaters und einer russisch-orthodoxen Mutter geboren. Seine Mutter besorgte den Haushalt, während sein Vater als Lehrer und Synagogenmaler arbeitete. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach Opatow, wo Vater Willenberg eine Synagoge bemalen sollte. Dort verhafteten im Oktober 1942 die Deutschen Samuel Willenberg, der bis dahin mit gefälschten Papieren die Besatzung überlebt hatte. Zusammen mit einem Großteil der jüdischen Bevölkerung Opatows deportierte man ihn in das Vernichtungslager Treblinka. Willenberg gab vor, Maurer zu sein und wurde als Arbeitshäftling ausgewählt.
Alle anderen in diesem Transport wurden sofort vergast. Für eine geplante Massenflucht organisierten Häftlinge, unter ihnen Samuel Willenberg, am 2. August 1943 einen Aufstand in Treblinka. Willenberg konnte fl iehen und erreichte Warschau, wo er bis zum Ende des Krieges in der polnischen Untergrundarmee gegen die Deutschen kämpfte.
Nach dem Krieg suchte Samuel Willenberg im Auftrag einer zionistischen Organisation jüdische Kinder, die den Holocaust im Verborgenen überlebt hatten und brachte jüdische Jugendliche illegal nach Italien.
1950 emigrierte er mit seiner Frau Ada – sie hatten 1948 geheiratet – nach Israel. In Tel Aviv arbeitete er 40 Jahre im Entwicklungsministerium. Nach seiner Pensionierung begann Samuel Willenbergs zweite Karriere: Er studierte Malerei, Bildhauerei und Kunstgeschichte in Tel Aviv. Seine Skulpturen zeigen Menschen und Szenen aus Treblinka. Die Plastiken
waren in mehreren Ausstellungen zu sehen. Darunter im Palast des israelischen Präsidenten in Jerusalem und in der Nationalgalerie der Künste, Zacheta, in Warschau. Samuel Willenberg lebt mit seiner Frau Ada in Tel Aviv. Das Paar hat eine Tochter und drei Enkelkinder.
Das Vernichtungslager Treblinka
Treblinka war, neben Belzec und Sobibor, das dritte Lager der „Aktion Reinhardt“. In diesen Lagern im Osten Polens ermordete die SS vor allem polnische Juden aus dem so genannten Generalgouvernement. Auch tausende slowakische, griechische, mazedonische und jugoslawische Juden sowie Menschen aus dem Ghetto Theresienstadt wurden in
Treblinka vergast. Das Morden in Treblinka begann am 23. Juli 1942. Allen ankommenden Juden wurde erklärt, sie befänden sich in einem „Durchgangslager“ und würden nach dem Duschen und der Desinfektion ihrer Kleider in ein Arbeitslager überstellt. Nach Männern und Frauen getrennt mussten sie sich ausziehen und ihr Gepäck abgeben. Den Frauen wurden die Haare geschoren. Anschließend trieben SS-Männer die Juden direkt in die als Duschräume
getarnten Gaskammern. Ein im Nebenraum installierter Dieselmotor erzeugte Kohlenmonoxid, das in die Gaskammern eingeleitet wurde. Anschließend musste ein aus Juden bestehendes Arbeitskommando die Leichen nach versteckten Wertsachen durchsuchen, Goldzähne entfernen und die Körper schließlich in Massengräber werfen. Um die Spuren
des Massenmords zu verwischen, ließ die SS diese Gräber Anfang 1943 öffnen und die Leichen verbrennen. Kurz vor der endgültigen Aufl ösung des Lagers durch die SS ermöglichte ein Aufstand der Häftlinge im August 1943 Dutzenden Gefangenen die Flucht aus dem Lager. Alle übrigen erschossen die Wachmannschaften. Das Lagergelände wurde
eingeebnet und zur Tarnung ein Bauernhof errichtet.
Innerhalb eines Jahres sind in Treblinka etwa 875.000 Menschen, zumeist polnische Juden, ermordet worden. Nur etwa 70 Häftlinge haben das Lager und den Krieg überlebt.
Samuel Willenberg ist einer dieser Überlebenden.