Jules Schelvis ist tot
Wir kennen Jules seit 1998. Wir haben viel mit ihm diskutiert. Wir haben mit ihm die Gedenkstätte Sobibór besucht. Er hat uns das jüdische Amsterdam gezeigt und Westerbork. Immer leise und liebenswert, überzeugend und mit der gewohnten Qualität.
Wir kennen Jules als DEN Fachmann für das ehemalige Vernichtungslager Sobibor, dessen Fakten er zusammengetragen und aufgeschrieben hat, ungeheuerlich genau in der Verantwortung des Vermächtnisses der Opfer. Jules war für uns ein schwerer Gesprächspartner, er forderte genaue Fragen und er gab präzise und differenzierte Antworten. Abweichende Meinungen mussten fundiert begründet sein. Er war ein erfreulich genauer Gesprächspartner. Wir haben viel von ihm gelernt. Die Ehrendoktorwürde der Universität Amsterdam, über die wir uns mit ihm zusammen so gefreut haben, hat gerade er zurecht verdient.
Ein wichtiger Punkt dieser fruchtbaren Zusammenarbeit mit Jules und der Stichting Sobibor war die Neuauflage seines Buches ‚Vernichtungslager Sobibór‘ in deutscher Sprache, das in Kooperation mit dem Verlag reihe antifaschistische Texte in Hamburg 2003 erscheinen konnte. Wir haben mit Jules in Deutschland eine Lesereise veranstaltet.
Jules begleitete uns nach Sobibór zur Eröffnung der Gedenkallee auf dem Gelände der Gedenkstätte. Das war ebenfalls 2003 und der Ausgangspunkt der Zusammenarbeit zwischen uns und der Stichting Sobibór. Dieses Jahr wird die Bildungsreise zu den Lagern der Aktion Reinhardt in Ostpolen gemeinsam mit der Stichting Sobibor zum 13. Mal stattfinden.
Wir trauern um einen zuverlässigen Diskussionsparnter, um einen wichtigen Ansprechpartner zu Sobibór, zu den Vernichtungslagern, und auch zum Holocaust. Wir trauern um einen lieben Freund.
Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V., 4. April 2016