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Der Lokschuppen in Bełżec

In seiner Reihe „Texte zur Aktion Reinhardt“ hat das Bildungswerk Stanisław Hantz eine Broschüre zum Lokschuppen in Bełżec herausgegeben.

Ein ehemaliger Lokomotivschuppen in unmittelbarer Nähe der Mordstätte Bełżec wurde von den deutschen Tätern als Kleidungslager genutzt. Dort mussten jüdische Gefangene die Kleidung der Ermordeten sortieren und bündeln, bevor sie verschickt wurde.

Am 31. August 1942 fuhr der Wehrmachts-Unteroffizier Wilhelm Cornides mit einem

öffentlichen Personenzug von Rawa Ruska nach Chełm: „Wir sind am Lager Bełżec vorbeigefahren [...] Ein doppeltes Bahngleis führte in das Lager hinein. Das eine Gleis war eine Abzweigung von der Hauptstrecke, das andere führte über eine Drehscheibe aus dem Lager zu einer Reihe von Schuppen, die ungefähr 250 Meter davon standen. Auf der Drehscheibe stand gerade ein Güterwagen. Mehrere Juden waren damit beschäftigt, die Scheibe zu drehen. SS-Posten, das Gewehr unter dem Arm, standen daneben. Einer der Schuppen war offen, man konnte deutlich sehen, dass er mit Kleiderbündeln bis an die Decke gefüllt war.“

Nach dem Krieg wurde Lokschuppen zunächst wieder von der polnischen Bahn (Polskie Koleje Państwowe - PKP) genutzt, aber in den 1960er Jahren aufgegeben. Bei der Errichtung der ersten Gedenkstätte in Bełżec im Jahr 1963 spielte der Lokomotivschuppen keine Rolle. Bei der Neugestaltung der Gedenkstätte Anfang der 2000er Jahre fand der Lokomotivschuppen erneut keine Beachtung. Bis zum heutigen Tag wird der historischen

Bedeutung des Gebäudes im Zusammenhang mit dem Mord an 450.000 Jüdinnen und Juden

in Bełżec nicht Rechnung getragen. Zu Beginn des neuen Jahrtausends verkaufte

die polnische Bahn das Gebäude an einen privaten Investor. 2013 wurde die Dachkonstruktion entfernt und mittlerweile stehen lediglich die Außenwände des Gebäudes. Heute scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis der Lokomotivschuppen endgültig zerfällt und damit seine Geschichte verschwindet. Es ist die Geschichte von jüdischen Gefangenen, die im Schatten der Gaskammern dort zur Zwangsarbeit gezwungen wurden, Misshandlungen ausgesetzt waren und starben.

Die Broschüre kann beim Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V. für 7,00 Euro plus Portogebühren bestellt werden: info@bildungswerk-ks.de.

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