2049 Briefe für Staszek

Anläßlich des 100. Geburtstags von Stanisław Hantz im Januar 2023, haben wir das oben genannte Projekt zusammen mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) in Oswiecim ins Leben gerufen. Stanisław (Staszek) Hantz war ehemaliger Häftling im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mit der Häftlingsnummer 2049. Stanisław Hantz war von August 1940 bis Oktober 1944 dort inhaftiert. Im Juli 2007 ist er verstorben.

Das Projekt „2049 Briefe für Stanislaw Hantz“ wurde im Januar 2024 abgeschlossen. Es wurden 300 Briefe an Staszek geschrieben. Diese wurden vor allem von jugendlichen Besucher*Innen in der IJBS verfasst, vor allem in deutscher und polnischer Sprache, aber auch in Französisch, Englisch, Ungarisch, Arabisch. Außerdem haben 19 Jugendliche Zeichnungen für Staszek angefertigt. Fast alle Briefe wurden anonym und alle ohne Altersangabe verfasst. Fast alle Briefe wurden unter dem Eindruck des Besuches der Gedenkstätten in Auschwitz – Birkenau geschrieben. Die meisten Schreibenden waren jünger als 20 Jahre. Auffallend und symptomatisch ist in fast allen Briefen ist, dass Staszek wie ein Lebender behandelt wird („Ich wünsche Dir alles Gute“), was auf die emotionale Erfasstheit schließen lässt. Viele äußern ihre Wut über die Nationalsozialisten und Bewunderung für das Überleben von Häftlingen. Eine große Rolle spielt der Dank an Staszek (und andere Häftlinge), dass er über sein Leben berichtet hat und man daraus lernen kann, dass er viel Wissen über das Lager weitergegeben hat. Wichtig ist die Erinnerung, nichts soll verloren gehen. Viele haben Hoffnung, mit Wissen dem Rechtsextremismus und/oder der AfD bzw. Rechtsextremisten begegnen zu können. Viele drücken ihre Empathie für Staszek aus, aber auch ihre Sorge um Frieden, ihre Verpflichtung für die Zukunft. Einige Erwachsene beschreiben genau, wie der Gedenkstättenbesuch ihren Alltag, ja sogar ihre Berufswahl beeinflusst hat. Einige bitten um Verzeihung, andere entschuldigen sich für ihre deutsche Sprache, alle wollen niemals vergessen und sich für eine bessere Welt einsetzen. Die Briefe zeigen, dass die Jugendlichen und auch die Erwachsenen ergriffen, offen und beeindruckt sind. Die Briefe sind individuell, authentisch, voller Zukunftsangst und gleichzeitig voller Zuverischt. Die Briefe sind ein starkes Argument für die Gedenkarbeit.

Wir wollen die Briefe an Staszek veröffentlichen.

Ich lebe hier! Im Bewusstsein der Vergangenheit – verantwortlich für die Zukunft“

Anlässlich seines 100. Geburtstag haben sich Schülerinnen und Schüler des Konarski Gymnasiums in Oświęcim mit dem Leben von Stanisław Hantz beschäftigt. In Zusammenarbeit mit uns und mit der Internationalen Jugendbegegnungsstätte (IJBS) haben sie mit Texten aus der Biografie von Stanisław Hantz kurze Filmbeiträge produziert. Sie waren auch Gäste auf der 100. Geburtstagsfeier für Stanisław Hantz in der IJBS. Im Frühjahr 2023 wurde eine Stanisław Hantz gewidmete Ausstellung vom Bildungswerk Stanisław Hantz im Konarski Gymnasium gezeigt. Stanisław Hantz war Ende der 1940er Jahre selbst Schüler dieses Gymnasiums.

Oświęcim, 1997. Stanislaw Hantz in seinem ehemaligen Klassenraum im Konarski-Gymnasium.

Oświęcim, 2023. Eine Ausstellung in seinem ehemaligen Klassenraum im Konarski-Gymnasium.

Im September 2023 haben das Bildungswerk Stanisław Hantz und die IJBS Schülerinnen und Schüler des Konarski-Gymnasiums zur Teilnahme am Projekt „Ich lebe hier! Im Bewusstsein der Vergangenheit – verantwortlich für die Zukunft“ eingeladen. Bei monatlichen thematischen Treffen haben Jugendliche aus Oświęcim und Umgebung seit fast einem Jahr die Möglichkeit, eine spannende „Zeitreise“ zu unternehmen, bei der sie über die Geschichte von Oświęcim und Umgebung, die Topografie und die Funktionen des ehemaligen Lagers Auschwitz-Birkenau, das Schicksal der jüdischen und der Roma-Gemeinschaft erfahren. In kleinen Projektteams recherchieren und dokumentieren die Schülerinnen und Schüler ausgewählte Familiengeschichten und Geschichten von vergessenen Erinnerungsorten aus der Zeit der deutschen Besatzung, von denen heute nur noch rudimentäre Relikte vorhanden sind. Das Ergebnis der Arbeit wird eine polnisch-deutsche Ausstellung sein mit dem Titel „Ich lebe hier“ sein. Geplant ist die Ausstellung auch in Deutschland zu zeigen.

Unterstützung

Über eine finanzielle Unterstützung von dir/ihnen für die zwei Projekte würden wir uns freuen.

Die Bethe-Stiftung unterstützt mit einer Spendenverdopplungsaktion die Realisierung der Projekte „2049 Briefe für Staszek“ und „Ich lebe hier“. Eingehende Spenden werden von der Stiftung verdoppelt. Voraussetzung dafür ist das beim Verwendungszweck für deine/ihre Spende steht: „Verdopplung Bethe-Stiftung“. Bitte nicht vergessen.

Kasseler Sparkasse
IBAN DE47 5205 0353 0001 1045 07
„Verdopplung Bethe-Stiftung“

Auf jeweils 32 Bild- und Textfafeln im A3-Format wird das Leben von Stanislaw Hantz vor Auschwitz, in Auschwitz sowie danach dargestellt. Die Ausstellung kann beim Bildwerk Stanislaw Hantz e.V. ausgeliehen werden. Mehr Informationen: info@bildungswerk-ks.de.

Zitronen aus Kanada

Zitronen aus Kanada
Das Leben mit Auschwitz des Stanislaw Hantz. Biografische Erzählungen
www.metropol-verlag.de, ISBN 978-3-86331-529-0

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