Online Vorträge

Das Transitghetto Bełżyce in der “Aktion Reinhardt”

Eine Veranstaltung der VVN-BdA Leipzig und der RLS Sachsen aus der Reihe Vernichtungskriege im Osten, mit Steffen Hänschen (Historiker, Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.).

Die große Mehrheit der Juden*Jüdinnen, die Ende 1941 noch auf dem Gebiet des Deutschen Reichs lebten, wurde 1942 “nach Osten” deportiert und ermordet. Auch aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, der Slowakei und Luxemburg verschleppten die Nationalsozialisten weite Teile der jüdischen Bevölkerung in die Ghettos und Lager im besetzten Polen. Ein Hauptziel war der Distrikt Lublin, wo die Deportierten nicht sofort getötet, sondern zunächst auf Transitghettos verteilt wurden. Eines davon war das Ghetto Bełżyce.

Am 10. Mai 1942 verließ ein Deportationstransport mit 1002 Jüdinnen und Juden die Stadt Leipzig. Am 12. Mai erreichte der Transport die Stadt Bełżyce. 1942 begannen die “Aussiedlungen” in die Mordlager der “Aktion Reinhardt”: nach Belzec, Sobibor und Treblinka. Die große Verschleppung von 2500 Jüdinnen*Juden aus Bełżyce fand am 13. Oktober wahrscheinlich in das Mordlager Sobibor statt. Andere kamen in Arbeitslager der Region. Die letzte kleine Gruppe jüdischer Bewohner*innen wurde schließlich im April 1943 auf dem jüdischen Friedhof erschossen.


Fotos aus dem Ghetto Litzmannstadt

Im Februar 1940 befahl der Polizeipräsident von Lodz/Litzmannstadt den Umzug der jüdischen Bevölkerung in das von den Deutschen bestimmte Ghettogebiet. Im Mai wurde das Ghetto abgeriegelt. Damit begann eine viereinhalb-jährige Leidenszeit der Jüdinnen und Juden von Lodz/Litzmannstadt. Etwa 200 000 Menschen haben das Ghetto durchlebt und durchlitten. 45 000 Menschen starben im Ghetto an Hunger und Krankheiten. Für die meisten endete ihre Leidenszeit in den Mordlagern Kulmhof und Auschwitz-Birkenau. Aus dem Ghetto Litzmannstadt sind viele Dokumente, Tagebücher und auch Fotos erhalten geblieben. In diesem Vortrag nähern wir uns dem Ghetto über Bilder, Fotos von deutschen und jüdischen Fotografen. Sie alle erzählen Geschichten vom Leben und Leiden der Menschen im Ghetto.


Beginn der “Aktion Reinhard”: Die “März-Aktion” in Lemberg

Vor 79 Jahren begannen die ersten Deportationen im besetzten Polen in ein Mordlager der „Aktion Reinhard“. Anders als oftmals angenommen, begannen die Deportationen vermutlich nicht im Ghetto von Lublin. Der erste Zug mit Jüdinnen und Juden aus der Stadt Lemberg (heute: Lwiw, Ukraine) soll am 15. März 1942 im Todeslager Bełżec angekommen sein. Dort wurden in wenigen Stunden sämtliche Menschen aus dem Zug in den Gaskammern des Lagers ermordet. Bis Ende des Monats März töteten die Deutschen in Bełżec rund 15.000 Lemberger Jüdinnen und Juden. Drei Tage nach der Ankunft des ersten Deportationszuges aus Lemberg erreichte auch der erste Transport aus Lublin das Lager. Bis zum 12. April 1942 wurden in Bełżec 27.000 Lubliner Jüdinnen und Juden in die Gaskammern getrieben.

Mit den Verschleppungen der jüdischen Bevölkerung aus Lemberg und Lublin im März 1942 erreichte der Mord an den Jüdinnen und Juden Europas eine neue Dimension. Es war eine Mordkampagne in Gang gesetzt worden, durch die bis zum Herbst 1943 in den drei Mordlagern der „Aktion Reinhardt“, Belzec, Sobibor und Treblinka, etwa 1,7 Millionen Menschen mit Abgasen erstickt wurden.

An diesem Datum wollen wir an die Opfer dieses unfassbaren Massenmords erinnern, der als erstes die jüdische Bevölkerung Lembergs betraf. In unserem Vortrag beschäftigen wir uns mit deren Situation im Frühjahr 1942 und versuchen, die Stationen ihrer Verschleppung bis in das Lager Bełżec nachzuvollziehen. Wir gehen den Fragen nach: Welchen Weg mussten die Jüdinnen und Juden zurücklegen, mit welchen Entscheidungen waren sie konfrontiert und was waren die Umstände ihrer Ermordung?


Das sogenannte „Zigeunerlager“ im Ghetto Litzmannstadt

Der Landrat von Oberwart im Burgenland schrieb am 11. November 1941 an die Bürgermeister seines Bezirks, dass „in der vorangegangenen Woche in der Lösung der Zigeunerfrage […] ein großer Fortschritt erzielt“ worden sei.

Die kurze und traurige Geschichte des sogenannten „Zigeunerlagers“ in Lodz/Litzmannstadt steht im Mittelpunkt dieses Vortrags. Anfang November 1941 wurden 5007 burgenländische Roma aus Österreich nach Lodz deportiert und in ein kleines, vom übrigen jüdischen Ghetto abgetrenntes Gebiet gesperrt. Etwa 600 Menschen starben innerhalb weniger Wochen an den entsetzlichen Bedingungen im Lager, die anderen wurden Anfang Januar 1942 im Mordlager Kulmhof/Chelmno umgebracht.

Im Vortrag wurde dieses Geschehen eingeordnet in den Kontext der nationalsozialistischen Verfolgungen und Morde an den Sinti und Roma, auch mit Blick auf die spezielle Situation der Roma im Burgenland.


„Seine Schatten, meine Bilder“: Online-Gespräch mit Jens-Jürgen Ventzki

Die Frage, wie man mit der Mittäterschaft der eigenen Vorfahren umgeht, stellte sich für Jens-Jürgen Ventzki 1990, als er die deutliche Handschrift seines Vaters auf einem Dokument entdeckte, in dem die weitere Verwendung der Kleidung der ermordeten Juden aus dem Mordlager Kulmhof/Chelmno beschrieben wird. Der Vater, Werner Ventzki, war Oberbürgermeister in dem von den Nationalsozialisten besetzten Litzmannstadt (Łódź). In dieser Funktion unterstand ihm auch die Verwaltung des dortigen Ghettos. Was Werner Ventzki dort aber genau machte und welche Aufgaben, welche Verantwortlichkeiten und welche Schuld seine Stellung mit sich brachte, war in der Familie nie ein Gesprächsthema.

Anhand von Fotos, Dokumenten und Erinnerungen zeichnet Jens-Jürgen Ventzki den Lebensweg seines Vaters als Gauamtsleiter, Reichsredner, Oberbürgermeister, als Mitglied der Waffen-SS und später als Beamter der Bundesrepublik nach.

Außerdem geht es auch um die persönliche Auseinandersetzung des Sohnes mit dem schwierigen Erbe, mit seinen „zwei Vätern“, dem geliebten Familienvater einerseits und mit dem Nazi-Täter andererseits.


Gedenkveranstaltung “Aufstand des Sonderkommandos in Auschwitz-Birkenau”

Der Aufstand des jüdischen Sonderkommandos von Auschwitz-Birkenau – Versuch einer Würdigung.

Am 7. Oktober 1944 ereignete sich die wichtigste Widerstands-Aktion der Lager-Geschichte von Auschwitz-Birkenau. Die Männer des Sonderkommandos wagten einen Aufstand gegen die übermächtige SS. Eines der Birkenauer Krematorien wurde dabei zerstört, drei SS-Männer wurden getötet, einige weitere verletzt.

76 Jahre danach, am 7. Oktober 2020, wollen wir diesem denk-würdigen Ereignis in einer online-Lesung gedenken und den Mut der Aufständischen würdigen.

Besonders zur Sprache kommen dabei zwei Beteiligte des Widerstandes, die beiden Chronisten Salmen Leventhal und Salmen Gradowski.


Gedenkveranstaltung “Aufstand in Treblinka”

Am 2. August jährt sich zum 77. Mal der Aufstand der jüdischen Gefangenen im deutschen Mordlager Treblinka. Um an die in Treblinka ermordeten Jüdinnen*Juden zu erinnern und auch des Aufstandes als „Akt der Rache“ und der Befreiung zu gedenken, lesen wir am 2. August um 16 Uhr einen kurzen Ausschnitt aus den Erinnerungen von Jerzy Rajgrodski. Er wurde am 11. September 1942 mit seiner Frau und seinem fünfjährigen Sohn aus dem Warschauer Ghetto nach Treblinka verschleppt. Er musste im sogenannten Lager II zunächst als Leichenträger, später als Musiker und in der Küche arbeiten, bis er am 2. August 1943 aus Treblinka fliehen konnte. Seine Erinnerungen wurden 1958 vom Jüdischen Historischen Institut Warschau veröffentlicht. In Kürze werden wir sie in einer deutschen Übersetzung in einer Broschüre herausgeben. Sie kann unter info@bildungswerk-ks.de bestellt werden.


Kalmen Wewryk “Nach Sobibor und zurück”

Online-Präsentation des Buchs “Nach Sobibor und zurück”.

Der Bericht des Sobibor-Überlebenden Kalmen Wewryk (1906 – 1989) liegt erstmals in deutscher Sprache vor. Lesung und Erläuterungen von Dr. Steffen Hänschen und Dr. Andreas Kahrs (Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.)


Vortrag zum Jahrestag der ersten Mordaktion im Lager Chelmno

Vortrag von Roland Vossebrecker zum Jahrestag der ersten Mordaktion im Lager Chełmno am 10. Dezember 1941.

„Der Deutsche versicherte sanft, dass es weiter unten schon wärmer sein würde. ‚Weiter’ war ein ziemlich langer Korridor, der auf die Rampe führte. Dort fuhr der Gaswagen heran…“

Am 8. Dezember 1941 wurden etwa 800 jüdische Menschen aus dem Ghetto von Kolo/Warthbrücken in einem kleinen polnischen Dörfchen namens Chelmno in Gaswagen ermordet. Hier hatte ein Sonderkommando der SS das Lager Kulmhof als stationäres Lager zur Vernichtung von Menschen aufgebaut. Am Jahrestag der Inbetriebnahme des Mordlagers wollen wir mit einem online-Vortrag an Kulmhof als erstes, aber bis heute auch unbekanntestes Vernichtungslager des Holocaust erinnern.

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