23. September – 7. Oktober 2016: Ausstellung in der IG Metall Wolfsburg
Die Ausstellung zeigt „Aktion Reinhardt – Sie kamen ins Ghetto und gingen ins Unbekannte“ der Gedenkstätte Majdanek.
Sobibor ist neben Bełżec und Treblinka einer jener vergessenen Orte der »Aktion Reinhardt«, der Tarnname der Nationalsozialisten für die vollständige Ermordung der Jüdinnen und Juden im Generalgouvernement (heutiges Ostpolen). In den Jahren 1942 bis 1943 wurden mehr als 1,5 Millionen Menschen in der »Aktion Reinhardt« ermordet, darunter 50.000 Sinti und Roma. Allein in Sobibor wurden 170.000 aus ganz Europa deportierte Juden und Jüdinnen direkt nach ihrer Ankunft ermordet. Der Häftlingsaufstand und das Nahen der Roten Armee beendeten das Morden dort. Der Prozess gegen Iwan Demjanjuk, ein ehemaliger ukrainischer Wachmann, die aktuellen archäologischen Grabungen auf dem Gelände und die Pläne zur Errichtung einer neuen Gedenkstätte sind Anlass, eine Auseinandersetzung mit den weniger bekannten Vernichtungslagern anzuregen. Unser Wissen über die Geschehnisse verdanken wir dem Zeugnis der wenigen Überlebenden, die Täter zogen es vor zu schweigen.
Hintergrund
Im Juli 1942 beauftragte Heinrich Himmler den Lubliner SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik mit der „Aktion Reinhardt“, der systematischen Ermordung aller Juden, die in den fünf Distrikten des Generalgouvernements Warschau, Lublin, Radom, Krakau und Lvov lebten. Der Name der Aktion bezog sich ursprünglich auf den Staatssekretär im Reichsfi nanzministerium Fritz Reinhardt, wurde aber von der Schutzstaffel auf den im
Juni 1942 in Prag ermordeten Chef des Reichssicherheitshauptamts, Reinhard Heydrich, umgedeutet. Im Verlauf des Jahres 1941 beschloss die NS- Führung die Ermordung aller in ihrem Machtbereich lebenden Juden. Da die mit Beginn des Kriegs gegen die Sowjetunion stattfi ndenden Massenerschießungen von Juden durch Einsatzgruppen nicht die gewünschte Effektivität erbrachten und sich die physische und
psychische Belastung für die Täter als zu groß erwies, wurden in ersten Verhandlungen zwischen Himmler und Globocnik im Oktober 1941 hinsichtlich der Ermordung der polnischen Juden „radikale Maßnahmen“ gefordert. Daher wurde im November 1941 mit dem Bau der Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka begonnen. Sie befanden sich abgeschieden an der östlichen Grenze des Generalgouvernements, aber bewusst in der Nähe von Eisenbahnlinien. Im März 1942 begannen dort die ersten Ermordungen an polnischen
Juden aus den Ghettos.
Veranstaltungen
Freitag, 23.09.2016, 11.30 Uhr, Gewerkschaftshaus
Eröffnung der Ausstellung „Aktion Reinhardt“ im 1. OG. Vom Herbst 1941 bis Sommer 1942 wurden über 90 Mitarbeiter der „T4“-Zentrale in Berlin nach Ostpolen geschickt. Sie waren die personelle Basis der „Aktion Reinhard“, während der in den Jahren 1942/1943 in den drei Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka fast zwei Millionen Juden und Jüdinnen ermordet wurden.
Gastreferent Dr. Steffen Hänschen (Bildungswerk Stanisław Hantz in Kassel).
Donnerstag, 29.09.2016, 11.30 Uhr,
Gewerkschaftshaus
„Erst 1992 bin ich aus meinem Versteck gekommen…“
Bühnengespräch mit Rozette Kats. Rozette Kats wurde im April 1942 in Amsterdam geboren. Die Eltern versuchten sich vor der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik vergeblich zu retten, ihr Versteck wurde verraten. Weil ihre Eltern sie in eine nicht jüdische Familie gaben, überlebte Rozette das Kriegsende.
Donnerstag, 6.10.2016, 11.30 Uhr, Gewerkschaftshaus
„Niemand von uns wusste, was uns erwartete“. Musikalische Lesung eines Textes von Jules Schelvis durch Mitglieder des Theaterlabors Bielefeld. Jules Schelvis, der in diesem Frühling verstarb, beschreibt in seinem Text die eigenen Erfahrungen: als Jude erlebte er in Amsterdam die deutsche Besatzung, die zunehmende Repression und Ausgrenzung bis zur Deportation.
Kontakt für Schulen
über IG Metall Wolfsburg,
Gabriele Friedrich, Telefon: 05361. 200 228
eMail gabriele.friedrich@igmetall.de
Ausstellung und Veranstaltungen
V.i.S.d.P.: IG Metall Wolfsburg, Siegfried-Ehlers-Straße 2,
38440 Wolfsburg
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag täglich 8 – 16 Uhr, Freitag 8 – 12 Uhr.