Wochenkurier Pirna – Oktober 2008
SäZ (Junge Szene) – 23. Oktober 2008
Platz zum Nachdenken und Verwirklichen (Von Franzi Sommer)
Ein Pirnaer Verein macht mit Ausstellungen und Aktionen von sich reden.
Ein ganzes Haus mit viel Raum, um sich zurückzuziehen. Ein großer Jugendtreff frei von Nazis. Das war vor sieben Jahren das Ziel vom Alternativen Kultur- und Bildungszentrum (AKuBiZ). „Diese Idee ist jetzt aber in den Hintergrund gerückt“, so Lutz Richter. Heute haben sie ein Büro in den Räumen der Linken auf der Gartenstraße. Mit Vortragsreihen über Nazistrukturen oder Ausstellungen, wie zum Beispiel das erfolgreiche „Rechts rockt Sachsen“-Projekt, macht der Verein von sich reden. „Momentan haben wir zehn Mitglieder und drei Fördermitglieder“, sagt Steffen Richter, Vereinsvorsitzender. Dabei kommen die Leute auf ganz verschiedenen Wegen dazu. „Ich habe an einer Bildungsfahrt teilgenommen“, so die 23-jährige Susanne Hartmann. „Danach wollte ich weiter in dieser Richtung etwas machen.“ Ein Projekt ist jetzt die Ausstellung „Kunst der Erinnerung“ von Samuel Willenberg, der 1942 nach Treblinka deportiert wurde. Er war einer derjenigen, denen 1943 die Flucht gelang. „Meine Plastiken sind so etwas wie Skizzen“, beschreibt Willenberg seine Bronze-Arbeiten. „Im Laufe von drei Jahren schuf ich 15 Figuren aus Treblinka. Ich erzähle mit ihnen die Geschichte Treblinkas, auch wenn man das, was im Lager gewesen ist, nicht wirklichkeitsgetreu abbilden kann.“ Bis zum 14. November werden die Plastiken zu sehen sein. „Wir organisieren auch regelmäßig mit unseren Partnern des Istoreco eine Wanderung zum Thema „Resistenza“ in Italien“, so Steffen. Dazu wurde in diesem Jahr eine Broschüre herausgegeben. Auch an der Erarbeitung des Comics „Jetzt re(i)chts in Sachsnitz!“ wirkte der Verein mit. Und weitere Ideen werden folgen.
Die Ausstellung „Die Kunst des Erinnerns“ öffnet am 27. Oktober, um 18 Uhr, in der Hospitalkirche in Pirna.
SäZ – 24. Oktober 2008
Hospitalkirche zeigt „Kunst der Erinnerung“
In der Hospitalkirche ist von Montag an die Ausstellung „Die Kunst der Erinnerung – Bronzeplastiken des Holocaust-Überlebenden Samuel Willenberg“ zu sehen. Der 1923 in Polen geborene Bildhauer war während der NS-Zeit Häftling im Vernichtungslager Treblinka. Als 19-Jähriger wurde er 1942 deportiert. Der heute in Israel lebende Künstler gehört zu den wenigen Häftlingen, die das Todeslager überlebt haben. Seine einzigartigen Skulpturen zeigen Menschen und Szenen aus Treblinka. „Meine Plastiken sind so etwas wie Skizzen. Ich erzähle mit ihnen die Geschichte Treblinkas, auch wenn man das, was im Lager gewesen ist, nicht wirklichkeitsgetreu abbilden kann“, so Willenberg. Die Schau ist bis 14. November zu sehen. (SZ)
SäZ – 29. Oktober 2008
Kunstvolle Erinnerungen an das Vernichtungslager Treblinka
Umgeben von schweren Bronzeplastiken sitzen die Besucher der Eröffnung der neuen Ausstellung in der Hospitalkirche – gespannt auf das, was da kommen mag.
Die Stille wird schließlich unterbrochen. Einfacher und treffender als mit jiddischen Liedern konnte Steffen Richter die Ausstellung „Die Kunst des Erinnerns“ am Montagabend nicht eröffnen. Der Vereinsvorsitzende des Alternativen Kultur- und Bildungszentrums (AKuBiZ) spielte auf der Gitarre Lieder, die ihre Stimmung so wechseln, wie es auch im Leben von Samuel Willenberg gewesen sein muss. Der heute in Israel lebende jüdische Künstler wurde 1942 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert. Um das zu verarbeiten, stellte Willenberg vor allem im Jahr 2000 viele Bronzeplastiken her. „Meine Plastiken sind so etwas wie Skizzen. Im Laufe von drei Jahren schuf ich 15 Figuren aus Treblinka. Ich erzähle mit ihnen die Geschichte Treblinkas, auch wenn man das, was im Lager gewesen ist, nicht wirklichkeitsgetreu abbilden kann,“ erklärt Willenberg zu seiner Ausstellung. „In den nächsten zwei Wochen werden die Arbeiten hier zu sehen sein“, erklärt Lutz Richter vom AKuBiZ. Zu sehen sind Arbeiten mit dem Titel „Der Invalide“, wo ein Mann, mit nur einem Bein und einer kaputten Prothese zu sehen ist. Eine hat es der Bundestagsabgeordneten Monika Knoche (Die Linke), die gemeinsam mit Lutz Richter die Ausstellung eröffnete, besonders angetan. „Eine Plastik stellt eine junge Frau dar, der die Haare abgeschoren werden.“ Besonders fasziniert hat sie daran die Erinnerung des Künstlers an ihre Frage, wie lange denn das Sterben dauern würde. „15 bis 20 Minuten“, antwortete ihr Willenberg.
Spuren hinterlässt der Künstler an jeder einzelnen Plastik, sei es durch Fingerabdrücke oder die Geschichten, die sie erzählen. „Samuel Willenberg zeigt uns mit diesen Arbeiten was es heißt, zu unwertem Leben gemacht worden zu sein.“ Besonders begeistert zeigte sich Knoche von der Anwesenheit der vielen jungen Leute. „Noch gibt es Überlebende aus der Zeit des Nationalsozialismus“, sagt sie. „Jugendliche sollten die Gelegenheit nutzen, mit ihnen zu sprechen und die Menschenliebe empfangen, die sie trotz ihrer Erlebnisse in sich tragen.“
Die Ausstellung ist noch bis zum 14. November in der Hospitalkirche auf der Siegfried-Rädel-Straße zu sehen. (Franziska Sommer)
SäZ (Junge Szene) – 30. Oktober 2008
“Erinnerungen in Bronze gegossen”
Pirna. Noch bis zum 14. November habt ihr die Gelegenheit, in der Hospitalkirche am Thälmann-Platz die Bronzeskulpturen von Samuel Willenberg, der 1943 aus dem KZ Treblinka flüchten und so seine Erinnerungen zeigen möchte, zu besichtigen. Veranstaltet wird die Ausstellung “Die Kunst des Erinnerns”, die bereits in einigen deutschen Städten unterwegs war, vom Alternativen Kultur- und Bildungszentrum. (fs)
SäZ – 08. November 2008