Vor 78 Jahren, am 3. und 4. November 1943, ermordeten deutsche SS- und Polizeieinheiten in einer der größten Massenerschießungsaktionen des Zweiten Weltkrieges über 42.000 Jüdinnen und Juden. Die Haupttatorte im damaligen Distrikt Lublin im Generalgouvernement waren die Zwangsarbeitslager Trawniki und Poniatowa sowie das Konzentrationslager Lublin (Majdanek).
Nur wenige Jüdinnen*Juden überlebten das Massaker. Unter ihnen war Towja Perec, der aus dem nahegelegenen Ghetto von Piaski nach Trawniki verschleppt worden war.
„Am 3. November 1943 wurde unser Lager von Einheiten der SS und von Ukrainern umstellt, von denen sich etwa 3000 Mann in der Nähe unseres Lagers befanden. Sie waren mit Handfeuerwaffen ausgerüstet. Alle Punkte des Lagers waren mit Maschinengewehren umstellt. Ich arbeitete damals in der Bäckerei und konnte durch das Fenster beobachten. Ich sah, wie die Juden zu vorbereiteten Gräben geführt wurden und wie auf sie geschossen wurde. Ich sah, wie sie bei dieser Schießerei in die Gräben fielen, und ich sah weiter, wie Panzer in das Lager eindrangen und auf die Juden zu schießen begannen, die sich den Deutschen widersetzten. Ich saß mit acht anderen Juden in der Bäckerei und wir erwarteten unser Schicksal. Um 4 Uhr nachmittags kamen drei SS-Männer zu uns und befahlen uns, auf den Hinrichtungsplatz hinauszugehen. In diesem Augenblick entschloss ich mich zur Flucht.“
Im Januar veröffentlichen unsere Mitarbeiter Dr. Steffen Hänschen und Dr. Andreas Kahrs im Metropol Verlag das Buch „’Aktion Erntefest’. Ein vergessenes Kapitel des Holocaust.“ In diesem Band sind Aussagen und Berichte von 18 jüdischen Überlebenden und Zeug:innen veröffentlicht. Die meisten davon werden damit erstmals in deutscher Sprache zugänglich sein.