In das Durchgangslager Izbica wurden viele jüdische Menschen auch aus Deutschland, der Slowakei, Österreich und Tschechien deportiert. Wir dokumentieren hier die Deportationen nach Izbica und geben einige Beispiele von Menschen aus den verschiedenen Ländern.
Die Deportationen aus dem Rheinland im April und Juni 1942 nach Izbica
Die erste Deportation aus dem Rheinland in den Distrikt Lublin fand im April 1942 statt. Sammelpunkt für Juden aus Aachen, Duisburg, Essen, Krefeld, Mönchengladbach, Oberhausen, Wuppertal und einige Personen aus Düsseldorf war der Düsseldorfer Schlachthof.
Für den Sonderzug Da 52 am 22. April 1942 ab Düsseldorf-Derendorf gab es einen Fahrplan. Das Kürzel „Da“ war ein Code für Deportationszüge. Es stand für „Da(vids)züge“. Laut Plan sollte der Zug nach „Trawniki“ bei Lublin gehen. Dort befand sich ein Arbeitslager für Juden und ein Ausbildungslager der SS.
Auch die Zubringer waren in den normalen Bahnbetrieb eingeordnet: Die 133 Krefelder Juden wurden beispielsweise mit drei Waggons (zwei Personen- und ein Güterwagen), die an einen Personenzug angehängt worden waren, zum Düsseldorfer Hauptbahnhof gebracht. Planmäßige Abfahrt war am 21. April um 15.46 Uhr, Ankunft in Düsseldorf 16.17 Uhr. Die Waggons aus Krefeld wurden auf dem Hauptbahnhof abgekoppelt und zur “Rampe Tussmannstraße” beim Schlachthof rangiert.
In der Halle des Schlachthofes trafen im Laufe des Tages alle Gruppen ein. Sie mussten dort eine mehrstufige Kontrollprozedur über sich ergehen lassen. Gerade über die Abfertigung vor dieser Deportation gibt es umfangreiches Quellenmaterial, das insbesondere die Beteiligung unterschiedlichster Behördenvertreter vom Vollstreckungsbeamten im Auftrag des Finanzamtes bis zum Hausmeister der Gestapo detailgenau belegt.
Die Abfahrt aus Düsseldorf war laut Plan erst am nächsten Tag, am 22. April, um 11.06 Uhr. Der Zug bestand aus zwanzig Personen- und Gepäckwagen. Weitere Reiseumstände wurden in den Akten nicht dokumentiert. In Lublin holte die SS möglicherweise einige junge Leute heraus, die den Eindruck machten, gut arbeiten zu können. Der tatsächliche Zielort des Zuges war nicht Trawniki, sondern Izbica.
Die zweite Deportation aus dem Rheinland in den Distrikt Lublin fand gut drei Wochen später statt. Diesmal wurde der Zug in Koblenz eingesetzt. In der Nähe von Koblenz befand sich die „Israelitische Heil- und Pflegeanstalt Bendorf-Sayn“, die auf Anordnung der Behörden geschlossen werden musste. Die Patientinnen und Patienten waren zum Teil so gebrechlich, dass sie nur liegend transportiert werden konnten. Dies erklärt den Einsatz von “G-Wagen” (gedeckter Güterwagen) bei dem Sondezug Da 22.
Den ersten Halt machte der Deportationszug in Köln, dort stiegen Juden aus der Region Aachen zu. Weitere Haltepunkte waren Düsseldorf-Hauptbahnhof (Zustieg von Juden aus Düsseldorf, Mönchengladbach, Grevenbroich), Duisburg-Hauptbahnhof (Zustieg von Juden aus Geldern, Kempen, Krefeld, Wesel) und Essen-Hauptbahnhof. Damit befanden sich 1.066 jüdische Männer, Frauen und Kinder in den Waggons. In der Korrespondenz des Reichssicherheitshauptamtes mit den Staatspolizeistellen in Düsseldorf, Köln und Koblenz ist als Ziel des Sonderzuges Da 22 Izbica angegeben. (Für die Informationen danken wir Ingrid Schupetta).
Eine Deportierte aus Süddeutschland
Ein Stolperstein erinnert an Elsa Finsterhölzl, geboren am 05.09.1880 in Ravensburg. Elsa Finsterhölzl war gebürtig aus der jüdischen Familie Landauer aus Bad Buchau. Am 26. April 1942 wurde sie von Stuttgart aus ins Durchgangslager Izbica deportiert. Wahrscheinlich wurde sie dort noch am Tag ihrer Ankunft, am 30. März 1942 ermordet. Elsa hat am 9.4.1942 aus Buchau, wohin sie zuerst gebracht wurde, kurz vor ihrer Deportation einen Abschiedsbrief an ihre Schwester Hilde geschickt. Darin schreibt sie:
“Und jetzt heißt es eben, die Zähne zusammenbeißen und vernünftig sein. Es gehen ja so viele Bekannte mit und das gemeinsame Schicksal bindet. (…) man muss hoffen, dass uns ein gütiger Gott wieder zusammenführt. (…) Ach wir armen, armen Menschen (…).”
Nach diesem Brief hörte in der Familie niemand wieder etwas von Elsa. Ihr Todesdatum wurde später gerichtlich auf den 30.4.1942 festgelegt. Die Nachforschungen ihres Sohnes verliefen zuerst im Sande. Ihre Schwester Hilde war die einzige Überlebende von sechs Geschwistern (sie überlebte dank ihrer Ehe mit dem Kammersänger Reinhold Fritz; er musste 1933 die Stuttgarter Oper wegen seiner jüdischen Frau verlassen).
Deportationen aus Österreich
Zwischen dem 9. April und dem 5. Juni 1942 gingen insgesamt vier Deportationstransporte mit 4.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern vom Wiener Aspangbahnhof nach Izbica ab. Dazu gehörten:
Toska Feuchtbaum
Helene Rosenberg
Transporte nach Izbica
Ausgangsort | Tag der Abfahrt | Personen |
---|---|---|
Koło, Konin und Rzgów | März 1941 | |
Theresienstadt (Aa) | 11. März 1942 | 1001 |
Theresienstadt (Ab) | 17. März 1942 | 1000 |
Koblenz (Da 17) | 22. März 1942 | 1000 |
Nürnberg (Da 36) (u. a. Region Würzburg) | 24. März 1942 | 1000 |
Wien (Transport 17) | 9. April 1942 | 998 |
Breslau | 13. April 1942 | 1000 |
Düsseldorf (Da 52) | 22. April 1942 | 941 |
Stuttgart (Da 56) | 26. April 1942 | 441 |
Theresienstadt (Aq) | 27. April 1942 | 1000 |
Koblenz (Da 9) | 30. April 1942 | 1000 |
Frankfurt (Da 33) | 8. Mai 1942 | 938 |
Wien (Transport 20) | 12. Mai 1942 | 1001 |
Wien (Transport 21) | 15. Mai 1942 | 1006 |
Frankfurt (Da 60) | 24. Mai 1942 | 959 |
Spišská Nová Ves (Slowakei) | 29. Mai 1942 | 1032 |
Poprad (Slowakei) | 30. Mai 1942 | 1000 |
Wien (Transport 25) | 5. Juni 1942 | 1001 |
Koblenz (Da 22) | 15. Juni 1942 | 1003 |
Krasnystaw, Zamość | September 1942 | 1000-2000 |
mindestens 13866 |
Transporte aus Izbica in den Tod
Zielort | Tag der Abfahrt | Personen |
---|---|---|
Belzec | 24. März 1942 | 2200 |
Sobibor und Majdanek (nur Arbeitsfähige) | 14. Mai 1942 | |
Belzec | Juni 1942 | |
Sobibor | 8-19. Oktober 1942 | 5000 |
X | 22. Oktober 1942 | |
Belzec | 2. November 1942 | 1750 |
Sobibor | Januar 1943 | 800 |
Sobibor | 23-28. April 1943 | 200 |
Sobibor | 23. April 1943 | 280 |