Die Wanderausstellung zeigt 14 Bronzeplastiken des Treblinka-Überlebenden.
Samuel Willenberg
Samuel Willenberg wurde 1923 im polnischen Czestochowa als Sohn eines jüdischen Vaters und einer russisch-orthodoxen Mutter geboren. Seine Mutter besorgte den Haushalt, während sein Vater als Lehrer und Synagogenmaler arbeitete. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zog die Familie nach Opatow, wo Vater Willenberg eine Synagoge bemalen sollte. Dort verhafteten im Oktober 1942 die Deutschen Samuel Willenberg, der bis dahin mit gefälschten Papieren die Besatzung überlebt hatte. Zusammen mit einem Großteil der jüdischen Bevölkerung Opatows deportierte man ihn in das Vernichtungslager Treblinka. Willenberg gab vor, Maurer zu sein und wurde als Arbeitshäftling ausgewählt.
Alle anderen in diesem Transport wurden sofort vergast. Für eine geplante Massenflucht organisierten Häftlinge, unter ihnen Samuel Willenberg, am 2. August 1943 einen Aufstand in Treblinka. Willenberg konnte fliehen und erreichte Warschau, wo er bis zum Ende des Krieges in der polnischen Untergrundarmee gegen die Deutschen kämpfte.
Nach dem Krieg suchte Samuel Willenberg im Auftrag einer zionistischen Organisation jüdische Kinder, die den Holocaust im Verborgenen überlebt hatten und brachte jüdische Jugendliche illegal nach Italien.
1950 emigrierte er mit seiner Frau Ada – sie hatten 1948 geheiratet – nach Israel. In Tel Aviv arbeitete er 40 Jahre im Entwicklungsministerium. Nach seiner Pensionierung begann Samuel Willenbergs zweite Karriere: Er studierte Malerei, Bildhauerei und Kunstgeschichte in Tel Aviv. Seine Skulpturen zeigen Menschen und Szenen aus Treblinka. Die Plastiken waren in mehreren Ausstellungen zu sehen. Darunter im Palast des israelischen Präsidenten in Jerusalem und in der Nationalgalerie der Künste, Zacheta, in Warschau. Samuel Willenberg lebt mit seiner Frau Ada in Tel Aviv. Das Paar hat eine Tochter und drei Enkelkinder.
Das Vernichtungslager Treblinka
Treblinka war, neben Bełżec und Sobibor, das dritte Lager der „Aktion Reinhardt“. In diesen Lagern im Osten Polens ermordete die SS vor allem polnische Juden aus dem sogenannten Generalgouvernement. Auch tausende slowakische, griechische, mazedonische und jugoslawische Juden sowie Menschen aus dem Ghetto Theresienstadt wurden in Treblinka vergast. Das Morden in Treblinka begann am 23. Juli 1942. Allen ankommenden Juden wurde erklärt, sie befänden sich in einem „Durchgangslager“ und würden nach dem Duschen und der Desinfektion ihrer Kleider in ein Arbeitslager überstellt. Nach Männern und Frauen getrennt mussten sie sich ausziehen und ihr Gepäck abgeben. Den Frauen wurden die Haare geschoren. Anschließend trieben SS-Männer die Juden direkt in die als Duschräume getarnten Gaskammern. Ein im Nebenraum installierter Dieselmotor erzeugte Kohlenmonoxid, das in die Gaskammern eingeleitet wurde. Anschließend musste ein aus Juden bestehendes Arbeitskommando die Leichen nach versteckten Wertsachen durchsuchen, Goldzähne entfernen und die Körper schließlich in Massengräber werfen. Um die Spuren des Massenmords zu verwischen, ließ die SS diese Gräber Anfang 1943 öffnen und die Leichen verbrennen. Kurz vor der endgültigen Auflösung des Lagers durch die SS ermöglichte ein Aufstand der Häftlinge im August 1943 Dutzenden Gefangenen die Flucht aus dem Lager. Alle übrigen erschossen die Wachmannschaften. Das Lagergelände wurde eingeebnet und zur Tarnung ein Bauernhof errichtet.
Innerhalb eines Jahres sind in Treblinka etwa 875.000 Menschen, zumeist polnische Juden, ermordet worden. Nur etwa 70 Häftlinge haben das Lager und den Krieg überlebt. Samuel Willenberg ist einer dieser Überlebenden.
Die Ausstellung
… ist von Mai 2008 bis Mai 2009 in Deutschland und kann ausgeliehen werden.
… besteht aus 15 Bronzeplastiken, von denen die Größte 105x100x60 cm misst. Zur Ausstellung gehören auch sechs Plakate mit Informationen zu Samuel Willenberg und dem NS-Vernichtungslager Treblinka.
… benötigt eine Stellfläche von etwa 100-120 Quadratmetern.
… wird in fünf Frachtkisten transportiert, die in einem Kleintransporter (2,8t) untergebracht werden können.
… wiegt etwa 300 Kilogramm.
… muss von den VeranstalterInnen versichert werden. Kosten pro Monat ca. 75 Euro.
Bei Bedarf können Podeste für die Skulpturen verliehen werden.
KOSTEN
VeranstalterInnen müssen für die Kosten für Ausstellungsräume, Werbung, ggf. Aufsicht sowie für die Transportkosten zwischen den Ausstellungsorten aufkommen. Für den Verleih der Ausstellung berechnen wir eine Leihgebühr von 200 Euro pro Woche.
PUBLIKATION
Im Frühjahr 2008 gibt der Unrast Verlag in der Reihe antifaschistischer Texte die Lebenserinnerung Samuel Willenbergs heraus. Das Buch „Aufstand in Treblinka“ ist bereits 1986 in Israel publiziert und ins Polnische, Spanische und Englische übersetzt worden. Die deutsche Ausgabe enthält zusätzlich Fotografi en der Plastiken, einen Text über das Vernichtungslager Treblinka sowie ein Interview, das der polnische Soziologe Pawel Spiewak mit Samuel Willenberg geführt hat.
ANREGUNG FÜR BEGLEITVERANSTALTUNGEN
Auf Wunsch helfen wir gerne bei der Organisation eines Begleitprogramms oder mit Literaturhinweisen weiter.
Der Berliner Arbeitskreis Konfrontationen bietet in Zusammenarbeit mit dem Fritz Bauer Institut Seminare für Jugendliche und Erwachsene zum Thema Kunst als Zeugnis an. Gegenstand der Seminare sind Kunstwerke von Opfern des Holocaust. Die Veranstaltungen thematisieren sowohl die Ereignisgeschichte und den historischen Kontext des jeweiligen Werks wie auch ein Stück Kunstgeschichte der Gegenwart.
DIE AUSSTELLUNG WIRD BETREUT VON
Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.
WEITERE INFORMATIONEN
Markus Götte, Hannover
telefon: 0177.8845922
email: goette@koenigsworth.de
Michaela Christ, Berlin
telefon: 0177.6539043
email: christ@bildungswerk-ks.de
IN KOOPERATION MIT
Kulturverein Schwarzer Hahn, Lensian
Gezeigt wurde die Ausstellung bisher
Ausstellungseröffnung im Rahmen des Kunst- und Kulturfestivals im Wendland „Kulturelle Landpartie“: 1. – 12. Mai 2008. Jugendheim ‚Putenhof’, Belitz 9, 29482 Küsten.
22. September 2008 – 2. Oktober 2008. Löbau _ Bahnhofstraße 34, 02708 Löbau, Veranstalter: Augenauf Oberlausitz e.V.
6. Oktober 2008 – 25.Oktober 2008. Dresden _ Haus an der Kreuzkirche, An der Kreuzkirche 6, 01067 Dresden, Veranstalter: HATIKVA, Bildungs- und Begegnungsstätte für jüdische Kultur in Sachsen e.V.
27. Oktober 2008 – 14. November 2008. Pirna, Veranstalter: AKuBiZ, Alternatives Kultur- und Bildungszentrum Sächsische Schweiz e.V. (Fotos und weitere Berichte gibt es auf der Seite www.akubiz.de und inder Broschüre www.attenzione-pirna.de)
17. November 2008 – 7. Dezember 2008. Wurzen _ Städtische Galerie am Markt, Markt 1, 04808 Wurzen. Veranstalter: Netzwerk für Demokratische Kultur e.V.
04. Januar 2009 – 25. Januar 2009. Göttingen_Galerie Alte Feuerwache, Ritterplan 4.