Ein Tag mit Staszek

Am 18. April 2012 haben wir einen Baum der Erinnerung für Stanisław Hantz (Staszek) auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim gepflanzt.

Stanisław Hantz war der Häftling Nr. 2049 des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Er war als 17-jähriger in Warschau von den Nazis aufgegriffen worden und insgesamt fünf Jahre v.a. im Konzentrationslager Auschwitz inhaftiert. Staszek hat nach seiner Pensionierung einen Klub der ehemaligen Häftlinge in Zgorzelec gegründet und hat unermüdlich bei Veranstaltungen seine Erlebnisse erzählt. Er hat zwanzig Jahre lang auch unsere Gruppen nach Auschwitz begleitet und geführt. Mit seiner verbindlichen, freundlichen und klaren Art hat er sich viel Sympathie erworben. Vielen unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist er unvergessen geblieben und sogar Vorbild geworden.

Am 18. April haben wir einen Baum der Erinnerung für Stanisław Hantz (Staszek) auf dem Gelände der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim gepflanzt. Das war natürlich nur mit der tätigen Unterstützung durch Leszek Szuster, dem Direktor der IJBS, möglich.

Staszeks Lieblingsobst war in jedem Falle der Apfel – wir haben für ihn eine Goldparmäne ausgesucht, seine Früchte sind gelb und rot und süß. Dieses Bäumchen steht nun vor den Fenstern der Bibliothek im wunderschönen Garten der IJBS. Die Internationale Jugendbegegnungsstätte wurde im Laufe der letzten Lebensjahre für Staszek immer mehr zu einem Ort der Heimat, ein guter Ort für ihn. Hier interessierten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihn und er sich für sie. Hier traf er auch andere Häftlinge. Hier wurde Staszek immer freundlich empfangen, hier hat er gewohnt, wenn er in Oswiecim war. Auch hier hatte er wieder einmal gute Kontakte zum Küchenpersonal aufgebaut – aber das ist eine ganz andere Geschichte. Hier wusste er sein Anliegen über die Verbrechen von Auschwitz zu berichten, in guten Händen. Hier hat er Gruppen von seinen Erlebnissen im Konzentrationslager Auschwitz erzählt, von hier aus hat er zwanzig Jahre lang Gruppen (viele davon für unsere Organisation) in die Museen Auschwitz und Birkenau begleitet. Hier wurde ihm zugehört, er und seine Geschichte akzeptiert und respektiert.

Sicher war es kein Zufall, dass Staszek auf dem Weg nach Krakau ins Krankenhaus, wo er operiert wurde und verstarb (das war am 17.Juli 2008), mit seinen Töchtern noch einmal die IJBS und das Museum in Oswiecim besuchte. Auf dem Rückweg noch mal reinzuschauen, war ihm nicht vergönnt.

Wir haben gemeinsam das Apfelbäumchen gepflanzt, die VertreterInnen der Organisationen und Krystyna, Staszeks ältere Tocher, haben allen von ihm erzählt. Anschließend haben wir mit den SchülerInnen aus Zgorzelec (Zgorzelec war und ist der Wohnort von Staszeks Familie) Staszeks Block in Birkenau und einige für ihn wichtige Orte im ehemaligen Lager besucht. Wir haben einen traurigen und zugleich schönen Tag zusammen verbracht.

Wir freuen uns über Staszeks Apfelbaum und diesen Ort der Trauer und des Gedenkens für uns.

An diesem Festakt haben teilgenommen:

der Direktor und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der IJBS,
Staszeks Familie, vor allem auch seine Verwandten väterlicherseits, die in Bielsko Biala nahe Oswiecim wohnen,
Vertreterinnen und Vertreter der IGMetall in Wolfsburg, mit denen Staszek in den letzten Jahren eng zusammen gearbeitet hat,
Schülerinnen und Schüler aus dem Lyzeum Zgorzelec, die das dortige Denkmal für die Opfer des deutschen Faschismus betreuen und pflegen,
und wir, das Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.

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