“Ich sah den Holocaust”

„Ich sah den Holocaust“ – unter dieser Überschrift veranstaltete das Bildungswerk Stanisław Hantz zusammen mit dem öffentlichen Gymnasium Nr. 2 aus Włodawa einen Wettbewerb unter Schülern des Ortes. Zum 65. Jahrestag des Aufstands im Vernichtungslager Sobibor wurden die Gewinner am 13. Oktober 2008 in Włodawa ausgezeichnet.

 Włodawa. Ein kleiner Ort im tiefen Osten Polens, unweit des Flusses Bug gelegen, der die Grenze zu Weißrussland markiert. Heute leben hier rund 14.000 Einwohner. Wenig erinnert daran, dass diese Stadt einst von jüdischem Leben geprägt war. Etwa 70 Prozent der Bevölkerung Wlodawas waren vor der nationalsozialistischen Besatzung jüdisch. Juden und Jüdinnen waren Teil des Stadtbildes und des Lebens in Wlodawa. Mit dem Einmarsch der Deutschen veränderte sich dies rasch. Die jüdische Bevölkerung wurde nahezu vollständig ermordet. Aus ihren Häusern geholt, durch die Straßen gejagt, auf dem örtlichen Sport- oder Marktplatz zusammengetrieben und schließlich zum etwa 20 km entfernten Vernichtungslager Sobibor verschleppt. Unzählige Zeugen der Verfolgung und Vertreibung blieben zurück.

 ‚Ich sah den Holocaust/Widziałem zagładę’ – unter dieser Überschrift veranstaltete das Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. zusammen mit dem öffentlichen Gymnasium Nr. 2 aus Wlodawa 2007/2008 einen Wettbewerb unter Schülern des Ortes. Gefragt waren Beiträge, die sich anhand von Gesprächen mit Zeitzeugen mit dem deutschen Massenmord in der ostpolnischen Region auseinander setzten. Die eingereichten Wettbewerbsbeiträge sind aussagekräftige Dokumente einer beginnenden Diskussion in Polen. Sie zeugen davon, wie junge Menschen sich zaghaft auf den Weg machen, die Geschichte ihrer Stadt während des

Holocaust auch kritisch zu thematisieren. Und sie dokumentieren die Schwierigkeiten und Möglichkeiten, in einer Lebensgemeinschaft mit den Zeugen von damals Geschichte zu erforschen. Die Wettbewerbsbeiträge sind eine Momentaufnahme der öffentlichen Diskussion in Polen zum Umgang mit der Geschichte, mit all ihren Fragen, ihren Ungereimtheiten.

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