Robert-Kuwałek-Preis 2014

Am 20. Oktober 2014 wurden die Gewinner und Gewinnerinnen des diesjähigen Wettbewerbs an der Maria Konopnicka Schule in Izbica ausgezeichnet. Zum ersten Mal wird dieser Preis dem im Jahr 2014 verstorbenen Robert Kuwałek gewidmet.

„Kehren się zurück…? – Der Weg ins Unbekannte“

Unter diesem Titel waren die Schülerinnen und Schüler der 1, 2 und 3 Stufe des Gymnasiums im Maria-Konopnicka-Schulzentrums im Jahr 2014 eingeladen, Beiträge zu dem Wettbewerb abzugeben. Mit fotografischen, plastischen, literarischen und historischen Arbeiten sollte die Deportation der Juden und Jüdinnen aus Izbica in das Mordlager Bełżec aufgearbeitet werden. Von 172 Schülerinnen und Schüler haben 43 an dem Wettbewerb teilgenommen. Am Montag, den 20. Oktober wurden die Gewinner und Gewinnerinnen  der verschiedenen Kategorien in der Schule von Izbica ausgezeichnet. Anwesend waren die TeilnehmerInnen der Bildungsfahrt 2014 zur „Aktion Reinhardt“ aus Deutschland, den Niederlanden und Polen.

Die Direktorin Barbara Talik vor dem Bild Robert Kuwałeks

Inhaltlich vorbereitet wurden die Schülerinnen und Schüler von Ewa Koper, Mitarbeiterin der Gedenkstätte Belzec. Bei der Auszeichnung überreichte sie den SchülerInnen die Preise. Eingeleitet wurde die Feierlichkeit mit einem Beitrag zu Robert Kuwałek, nach dem der regelmäßig stattfindende Wettbewerb benannt ist. Robert Kuwałek hatte sich besonders für die Erforschung der Geschichte des Durchgangsghettos Izbica eingesetzt.

Die Ergebnisse des Wettbewerbs zeigen gut auf, welche Wirkung eine Beschäftigung mit den jüdischen Schicksalen haben kann, sie repräsentieren andererseits auch den Wissensstand und die kulturelle Distanz, in einer Gesellschaft, die nicht mehr viel Kontakt zu der jüdischen Vergangenheit hat. Welche Bedeutung eine Beschäftigung mit dieser Thematik haben kann, kann man an dem Text von Wiktoria Nizioł gut sehen, für den sie im diesjährigen Wettbewerb den ersten Platz in der Kategorie Geschichte bekommen hat. Sie beschreibt, was die Informationen, die sie bekommen hat, bei ihr ausgelöst haben:

Als ich mich entschied, an dem historischen Wettbewerb über die Deportationen der Juden aus Izbica nach Bełżec teilzunehmen, war ich sicher, dass ich dies „mit links” machen würde. Ich rechnete mit einer guten Note in Geschichte (…). Die Wirklichkeit jedoch holten mich meine Erwartungen schnell ein, ich wurde zu einer anderen Person, als die ich vorher war. Je mehr ich mich in die tragische Geschichte der Izbicer Juden und der Transitghettos vertiefte, desto größer war mein Erstaunen und mein Erschrecken.

Auch die fotografischen und künstlerischen Bearbeitungen des Themas beinhalten, dass die Schüler und Schülerinnen sich ihnen bekannten Plätzen auf eine neue Art nähern müssen.

Grabstein auf dem jüdischen Friedhof. Erster Preis für Fotografie
Grabstein auf dem jüdischen Friedhof. Erster Preis für Fotografie

So hebt die Fotografie eines einzelnen Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof, wie von Bartosz Skrzypek aus der Klasse IIIa im Wettbewerb eingereicht, den an sich banalen Ort in einen künstlerischen Zusammenhang. Ein Gegenstand, an dem man im Alltag vielleicht ohne großes Nachdenken vorbei geht, wird zu einem Objekt, über dessen Hintergrund man beginnt nachzudenken und zu fragen: Warum gibt es hier nicht mehr Grabsteine? Warum ist er so versteckt? Warum sind Stücke von Grabplatten an dieses kleine Gebäude geklebt usw. Das Schicksal der Menschen, die mit diesem Objekt verbunden sind, bekommt eine neue Bedeutung. Ebenso wie beim Zeichnen eines schreibenden Rabbis, wie von Karolina Kowalska aus der Klasse Ib, bei der die Frage nach dem kulturellen Hintergrund der Kleidung, des jüdischen Gelehrtentums usw. auftaucht. In Kürze werden die Arbeiten der Schüler und Schülerinnen als Broschüre bei uns erhältlich sein.

Am Tag nach der Auszeichnung ist die Gruppe der Bildungsfahrt zur „Aktion Reinhardt“ gemeinsam mit der Schule nach Bełżec gefahren. Nach einem gemeinsamen Rundgang durch die Gedenkstätte fand an dem Schriftzug „Izbica“ eine Feierlichkeit zum Andenken an die Deportierten von Izbica in das Vernichtungslager Bełżec statt.

Robert-Kuwałek-Preis

Robert Kuwałek, Mitarbeiter der Gedenkstätte Majdanek, hat zur Geschichte des Durchgangsghettos Izbica geforscht. Seine Veröffentlichungen haben entscheidend dazu beigetragen, dass die jüdische Geschichte dieses Ortes nicht der Vergessenheit überlassen wird.
Mit Izbica ist das Schicksal von 18 000 jüdischen Menschen verbunden, die im Jahre 1942 von den deutschen Nationalsozialisten aus dem Deutschen Reich, dem Protektorat Böhmen und Mähren sowie der Slowakei in das Durchgangsghetto Izbica verschleppt wurden. Von hier war ihnen ihr Weg  in die Mordlager von Bełżec und Sobibor bestimmt. Die Forschungsarbeit von Robert Kuwałek hat für die Erinnerungsarbeit in der Bundesrepublik Deutschland einen großen Beitrag geleistet. Immer wieder wurde Robert Kuwalek  von Menschen aus Deutschland angesprochen, deren Angehörige nach Izbica verschleppt wurden. Forscher, die sich mit der Geschichte der Orte beschäftigen, aus denen jüdische Menschen in den Distrikt Lublin deportiert worden waren, machten sich bei ihm zu diesem Durchgangsghetto  kundig.
Robert Kuwałek war  der Initiator der Zusammenarbeit des Bildungswerks Stanisław Hantz e.V. mit dem Maria-Konopnicka-Schulzentrum in Izbica. Über Jahre hat er diese Zusammenarbeit mit seinen Ideen und historischen Kenntnissen begleitet.
In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni 2014 ist Robert Kuwałek im Alter von 47 Jahren  verstorben.
Mit dem Robert-Kuwałek-Preis will das Bildungswerk Stanisław Hantz an Robert Kuwałek erinnern und seine Arbeit zu Izbica würdigen.

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