Am 24. Juni 2021 wurde die grundrenovierte „Kommandantur“ in Bełżec der Öffentlichkeit vorgestellt. Zukünftig wird das Haus von der Gedenkstätte Bełżec für die Forschungs- und Bildungsarbeit genutzt werden, dazu wurde u.a. ein Seminar- sowie ein Arbeitsraum für die Arbeit mit Archivmaterial eingerichtet.
Die sogenannte Kommandantur war eins von zwei Häusern, die ab Ende 1941 von der deutschen Lagermannschaft der Mordstätte Bełżec als Wohnraum, Küche, Kantine, etc. genutzt wurden.
Zu dem Wohn- und Verwaltungsbereich der deutschen Täter gehörten noch andere Gebäude und ein Garten. Das Areal befand sich etwa 500 Meter entfernt von dem Mordlager. Nach dem Abzug der Deutschen wohnten in den zwei Häusern wieder Anwohner von Belzec. Die letzten Mieter waren 2010 aus der „Kommandantur“ ausgezogen. Seitdem stand das Haus leer und verwahrloste zunehmend. Um zu verhindern, dass das Gebäude zerfällt und so ein stummer Zeuge der Geschichte verschwindet, teilten wir dem Eigentümer im September 2013 mit, dass wir Interesse an dem Kauf der Gebäude hätten. Ausdrücklich wiesen wir auf die historische Bedeutung des Wohnhauses hin und betonten unser Ziel, die Erhaltung des Gebäudes mit einer entsprechenden pädagogischen Nutzung für die Erinnerungs- und Gedenkarbeit verbinden zu wollen. Daraufhin setzte die polnische Eisenbahngesellschaft (PKP), der Besitzer des Hauses, für den 22. Juni 2015 eine Versteigerung an. Bezeichnend war, dass in der Ausschreibung für die Auktion der historische Kontext zu den Gebäuden fehlte und stattdessen von „Bauland“ die Rede war. Internationale Kritik an diesem Vorgehen veranlasste die PKP die Versteigerung abzusagen und das Haus der polnischen Regierung zu übergeben. Im November 2015 übergab das polnische Kulturministerium die „Kommandantur“ und das dazu gehörige Gelände dem Staatlichen Museum Majdanek, das für die Gedenkstätte in Bełżec zuständig ist. Voraussetzung für eine Renovierung des Gebäudes war die Erstellung eines Gutachtens über den Zustand der Bausubstanz. Das Bildungswerk Stanisław Hantz finanzierte mit 15.000 Euro die entsprechende Untersuchung.
Die Gedenkstätte Belzec übergab das neue Seminargebäude in der ehemaligen Kommandantur des Mordlagers mit einer Pressekonferenz an die Öffentlichkeit. Hier die Dokumentation davon als Webauftritt