Aus Anlass des siebzigsten Jahrestages der Pazifizierung des Ortes Lubycza Krolewska fand am 2. Oktober 2012 nach einer Informationsveranstaltung in einer Schule der Ortschaft eine Gedenkfeier in der Gedenkstätte Bełżec statt. Die Feier wurde von der Gedenkstätte Bełżec gemeinsam mit der Lubycka Grupa Inicjatywna und dem Bildungswerk Stanisław Hantz organisiert.
Am 4. Oktober 1942 töteten deutsche SS-Männer aus dem Vernichtungslager Bełżec in einer Vergeltungsaktion in Lubycza Królewska 16 Polen und 30 Ukrainer. Der Großteil der jüdischen Bewohner der Ortschaft, rund 500 Personen, wurde auf dem Dorfplatz zusammengetrieben, in das rund 10 km entfernte Vernichtungslager Bełżec verschleppt und dort ermordet. Der Hintergrund der Aktion war, dass der Stall des Kommandanten des Vernichtungslagers Belzec, Hering, mitsamt seiner Pferde zuvor abgebrannt war und die Deutschen dafür eine Vergeltungsaktion durchführten. Die jahrhundertelange jüdische Vergangenheit des Ortes Lubycza Królewska setzten sie damit ein Ende.
Auf einer Informationsveranstaltung am 2. Oktober 2012 in der Schule Nr. 6 in Lubycza Królewska wurden nicht nur die Umstände der Vergeltungsaktion erklärt, sondern auch über die jüdische Vergangenheit des ehemaligen Shtetls Lubycza informiert.
Die aktuellen Ereignisse im Jahr 2012 um die jüdische Vergangenheit des Ortes machten die Veranstaltung brisant. Ein paar Monate zuvor hatte die örtliche Gruppe “Lubycka Grupa Inicjatywna” den Plan, der jüdischen Geschichte der Ortschaft zu gedenken und aus diesem Grund einen Gedenkstein aufzustellen. Dieser sollte die Aufschrift tragen: “In Erinnerung an die Juden aus Lubycza, die im Jahr 1942 im Vernichtungslager Bełżec ermordet wurden”. Bis heute gibt es in Lubycza keine öffentliche Information über die ehemaligen jüdischen Bewohner der Ortschaft und kein Gedenken an ihr tragisches Ende. Im Gegensatz dazu existieren jedoch bereits jeweils ein Gedenkstein für die polnischen und ukrainischen Opfer der deutschen Vergeltungsaktion im Jahr 1942. Die Initiative der Gruppe dies zu ändern fand anfänglich Unterstützung bei der Gemeindeverwaltung der Ortschaft. Auch das Bildungswerk Stanisław Hantz erklärte sich bereit dazu, die Aufstellung eines Gedenksteins finanziell zu unterstützen. Leider jedoch kam es zu keiner Einigung mit der Gemeindeverwaltung. In einer Abstimmung im Gemeinderat sah die Hälfte der Vertreter keinen Anlass, die Aufstellung eines Gedenksteins zu unterstützen und stimmte dagegen. Damit war die Aufstellung des Gedenksteins gescheitert. Und so bleibt Lubyza Królewska weiterhin ein Ort mit jüdischer Vergangenheit ohne eine Erinnerung an diese.
Dennoch wurden den Ereignissen von vor 70 Jahren in einer Gedenkveranstaltung gedacht. Die Gedenkfeierlichkeit fand vor dem Namenschild der Ortschaft Lubycza Królewska in der Gedenkstätte Bełżec statt und stand unter dem Motto: “Jeder Mensch hat einen Namen”. Unter Musikbegleitung lasen Schüler aus öffentlichen Schule in Lubycza K. Namen von ehemaligen jüdischen Bewohnern der Ortschaft vor, die in dem Vernichtungslager umgekommen waren.
Link zu einem Kurzbericht im Lubliner Fernsehen