Im Oktober 1943 wagten die jüdischen Gefangenen der deutschen Mordstätte Sobibor den Aufstand, dabei konnten etwa 360 Männer und Frauen aus dem Lager fliehen. Mit dabei waren sechs Menschen, deren Lebenslauf unbekannt ist. Wir kennen nicht ihren Namen, ihr Geschlecht und ihr Alter. Wir wissen nicht, ob sie Kinder hatten oder welchen Beruf sie ausübten. Das einzige, was wir wissen ist, dass sie ihr Fluchtweg in die Nähe von dem Dorf Zbereźe führte, etwa zehn Kilometer von Sobibor entfernt. Dort wurden sie von polnischen Waldarbeitern entdeckt. Entgegen deren Versprechen, sie nicht den Deutschen auszuliefern, führten sie die sechs Geflüchteten zum Posten des deutschen Grenzschutzes in Zbereźe. Von den Deutschen wurden sie sofort erschossen.
Im Oktober 1943 lebten noch zwei Juden in Zbereźe: Vater und Sohn Wenecki. Sie mussten für die Angehörigen des Grenzschutzpostens arbeiten. Zusammen mit den ehemaligen Gefangenen aus Sobibor wurden sie erschossen. Die acht Leichen wurden auf einem Feld verscharrt.
Mit der Zeit wurde aus dem Feld ein Wald und die Erinnerung an die acht ermordeten Juden verblasste und war schließlich vergessen. Nur Jan Doliński wollte nicht vergessen. Als kleiner Junge hütete er im Oktober 1943 Kühe und hörte die Schüsse. Später wagte er sich an den Ort zurück, wo man die Erschossenen vergraben hatte. Er sah die frisch aufgeschüttete Erde. Als alter Mann berichtete er im Jahr 2016 u.a. der Kommission für jüdische Friedhöfe des Rabbinats in Warschau über die Geschehnisse im Oktober 1943 und führte zu dem den Ort, wo die acht Juden verscharrt wurden.
Im September 2017 stellte die polnische Stiftung Zapomniane („Vergessene“) beim Grab der ermordeten Juden einen symbolischen jüdischen Grabstein aus Holz auf. Darauf ist zu lesen: „In Göttlicher Erinnerung ruhen hier Juden, die im Holocaust ermordet worden.“ in hebräischer Sprache steht hinzugefügt: „Mögen ihre Seelen zu Gott kommen“. Ebenfalls im September 2017 legte das Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. zwei Gedenksteine zu dem symbolischen Grabstein. Ein Gedenkstein erinnert an Vater und Sohn Wenecki. Der zweite Stein erinnert an die sechs Juden, die beim Aufstands aus Sobibor geflohen waren.