Am 13. Oktober 2008 organisiert das Bildungswerk Stanisław Hantz gemeinsam mit einem Gymnasium in Włodawa und der Stichting Sobibor aus Amsterdam/Niederlande eine Veranstaltung zum Gedenken an den erfolgreichen Aufstand der Arbeitshäftlinge im Vernichtungslager Sobibor.
Von Mai 1942 bis zum Oktober 1943 wurden in Sobibor direkt nach ihrer Ankunft ca. 250.000 Menschen ermordet. Ca. 1.000 Menschen, darunter 150 Frauen, wurden als Funktionshäftlinge aus den ankommenden Transporten selektiert und mussten Arbeiten für das Lagerpersonal verrichten.
Der Gedanke an Flucht, Aufstand und Revolte kam unter den Funktionshäftlingen des Lagers immer wieder zur Sprache. Den Häftlingen war klar, dass sie als Zeugen des Mordens in jedem Fall getötet würden. Der Aufstand wurde von einer kleinen Häftlingsgruppe minutiös geplant und schließlich am 14.10.1943 durchgeführt. Durch Täuschungsmanöver wurden SS-Männer in Hinterhalte gelockt und von Häftlingen heimlich getötet. Den überwiegend unbewaffneten 550 Arbeits- oder Funktionshäftlingen standen neben den 17 SS-Leuten der Lagerleitung weitere 120 gut bewaffnete und militärisch ausgebildete Bewacher gegenüber. Als der Aufstand offen ausbrach, schlossen sich viele der Gefangenen an. Etwa 320 von ihnen konnten aus Sobibor fliehen.
Kalmen Weweryk, der an dem Aufstand teilnahm und Sobibor überlebte, beschrieb seine Erlebnisse folgendermaßen:
„An den Tag unseres Aufstands erinnere ich mich ganz genau – es war der 14. Oktober 1943. Wir beteten in unserer Baracke, weil Sukkot war, das heilige Laubhüttenfest im hebräischen Kalender. Natürlich beteten wir heimlich im Dunkeln, so wie wir es schon bei Yom Kippur und Rosh Hashana getan hatten. Als es soweit war, mussten Juden an verschiedenen Arbeitsplätzen ein Zeichen erhalten, dass der jeweilige Kapo einen Deutschen herbeiholen sollte – das bedeutete, dass die Männer mit ihren Waffen bereit waren, ihn zu erledigen. Hauptsächlich wurden Messer und Äxte eingesetzt. Ein Deutscher wurde in der Schusterwerkstatt erdrosselt, da wir nicht wollten, dass laute Schüsse zu hören waren. Jedem Deutschen, der in eine Werkstatt gelockt und getötet wurde, nahmen wir seine Pistole ab und gaben sie einem unserer Gruppenanführer. […] Um 16.30 Uhr war also der Zaun durchbrochen und viele der Deutschen, die sich üblicherweise in unseren Bereichen bewegten, waren liquidiert worden. Wir hatten vorhergesehen, dass 200 bis 300 Juden bei unserem Ausbruch getötet würden, doch wir hatten uns seelisch auf diesen hohen Preis an Menschenleben eingestellt, weil wir unglaublich verzweifelt waren. Wir wussten, dass die Deutschen uns zum Tode verurteilt hatten – früher oder später. Wir hatten bis zu diesem Punkt allen Widrigkeiten zum Trotz überlebt, doch bald wären wir dran. Todesopfer bedeuteten uns nichts, denn wir waren schließlich alle tote Männer, das wussten wir […] Wir waren nur darauf erpicht, davonzukommen, den Wald zu erreichen und der Hölle zu entkommen, die Sobibor hieß. Nach einer scheinbaren Ewigkeit, die tatsächlich nur ein paar Minuten gedauert hatte, wurden die Bäume größer und völlig außer Atem rannte ich kopfüber darauf zu. Ich werde nie begreifen, woher ich die Kraft nahm, dermaßen zu rennen. Und dann – endlich – war ich unter Bäumen. Sobibor lag hinter mir. Ich war frei.“
In Erinnerung an den Aufstand in Sobibor werden wir am 14. Oktober 2008 auf der Gedenkallee gemeinsam mit Schülern aus Włodawa und Izbica zwei Steine aufstellen. Der erste Stein erinnert an die Aufständischen, die während des Aufstands 1943 ermordet wurden. Der zweite Stein wird zum Gedenken an Eugenie Goldstern aufgestellt, die aus Österreich nach Sobibor deportiert und dort ermordet wurde. Eine Delegation aus Silbertal/Österreich wird an der Aufstellung teilnehmen.
Wir laden alle Interessierten ein, an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen.