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Belzec, Sobibor, Treblinka. Die Mordstätten der „Aktion Reinhardt“

21 September @ 10:00 am 28 September @ 9:00 pm

Die seit 1998 jährlich stattfindende Bildungsreise thematisiert die Geschichte und Bedeutung der sogenannten Aktion Reinhardt. Bei dieser „Aktion“ wurden etwa 1,8 Millionen Jüdinnen und Juden in dem Zeitraum zwischen März 1942 und November 1943 ermordet. Neben den Besuchen der Gedenkstätten und Museen in Belzec, Sobibor und Treblinka, bietet die Reise Einblicke in unterschiedliche Aspekte des Holocaust in Ostpolen. Thema ist auch der Umgang mit dem jüdischen Erbe seit 1945.

Treblinka

Geprägt wird diese Bildungsreise durch den Besuch der ehemaligen Mordstätten der „Aktion Reinhardt“ – Belzec, Sobibor und Treblinka. Gemeinsame Rundgänge und die Möglichkeit, das Terrain individuell wahrzunehmen, ermöglichen zum einen ein Kennenlernen der Topografie und der Geschichte der Mordlager, zum anderen aber auch die Umgebung persönlich aufzunehmen und zu erfahren.

Die ehemaligen Mordstätten sind direkt mit dem Leiden der Jüdinnen und Juden auf dem Weg in den Tod verbunden. Die Deportation aus ihren Wohnorten, die Qualen der Fahrt zum Mordlager und die letzten Stunden, Minuten nach Ankunft im Mordlager. Dazu gehört das Schicksal von einigen Tausend, die im Mordlager von den Tätern zur Arbeit gezwungen wurden. Die Frage nach den Täter*innen, den Mitwisser*innen und Zuschauer*innen begleitet uns während der Bildungsreise. Die große Zahl der Mitwisser*innen und Zuschauer*innen beim Mord an der jüdischen Bevölkerung stellt die Frage der Schuld nicht nur mit Blick auf die direkten Täter. Wir stellen uns darüber hinaus die Frage, wie und wo die Menschen vor ihrer Ermordung lebten und wie die Jahre der deutschen Besatzung ihre Lebenswelt veränderte.

Samstag

Anreise

Wir reisen mit der Bahn von Berlin über Warschau nach Lublin. Unser Zug fährt morgens vom Berliner Hauptbahnhof ab.

Sonntag

Der Tag beginnt mit einer Vorstellungsrunde der Teilnehmer*innen.

Ein Rundgang durch das ehemalige jüdische Lublin informiert über die Geschichte der Jüdinnen*Juden in der Stadt. Thema ist auch die Situation nach der deutschen Besetzung der Stadt im Jahr 1939 sowie die Nachkriegszeit.

Bis zum Einmarsch der Deutschen 1939 war Lublin ein Zentrum der Chassidismus, des orthodoxen Judentums in Osteuropa. Von den 122.000 Einwohner*innen Lublins waren zu diesem Zeitpunkt 40.000 Juden*Jüdinnen. Vom 17. März bis zum 20. April 1942 wurden über 30.000 Lubliner Jüdinnen*Juden ermordet – die meisten von ihnen in der Mordstätte Belzec.

In Lublin hatten die deutschen Dienststellen ihren Sitz, die an der Organisation der „Aktion Reinhardt“ beteiligt waren. Bei einem Rundgang durch das damalige „deutsche Viertel“ in Lublin werden die unterschiedlichsten deutschen Täter*innen und Mithelfer*innen der „Aktion Reinhardt“ vorgestellt.

Am Abend spricht Anna Styczinska, Mitarbeiterin beim Museum Polin in Warschau, über die Situation der jüdischen Bevölkerung Polens vor dem Zweiten Weltkrieg. Dabei steht das Verhältnis zwischen jüdischer und christlicher Bevölkerung im Mittelpunkt.

Montag

Wir beginnen den Tag mit einem Besuch des Geländes des ehemaligen Zwangsarbeitslagers „Alter Flugplatz“.

Im östlichen Teil der Stadt Lublin befand sich während der deutschen Besatzung auf dem Gelände einer ehemaligen Flugzeugfabrik ein Zwangsarbeitslager für Jüdinnen*Juden. In den Jahren 1942/43 war es Teil der „Aktion Reinhardt“. Es war die zentrale Stelle um die geraubte Habe der getöteten Jüdinnen*Juden in den Mordlagern zu sortieren. An diesem Ort kamen die Züge mit Deportierten aus Deutschland, Österreich, der Slowakei und Tschechien im Frühjahr 1942 in den Distrikt Lublin zum Halt.

Nach dem Besuch des ehemaligen Lagergeländes fahren wir von Lublin aus Richtung Südosten. Nach etwa 70 Kilometern erreichen wir das frühere jüdische Schtetl Izbica. Kaum bekannt ist, dass viele der aus Deutschland und anderen europäischen Ländern nach Ostpolen deportierten Jüdinnen*Juden zunächst in kleine Ortschaften wie Izbica oder Piaski gebracht wurden. Izbica war das größte der Transitghettos. Hier wurden Tausende Jüdinnen*Juden aus Deutschland, Österreich, der Slowakei und Tschechien untergebracht, bis sie entweder vor Ort umkamen oder in die nahe gelegenen Vernichtungslager Bełżec oder Sobibor verschleppt und ermordet wurden. Heute leben in Izbica keine Jüdinnen*Juden mehr. Einzig ein jüdischer Friedhof erinnert an die Vergangenheit. Auf dem Friedhof wurden tausende jüdische Menschen erschossen und verscharrt. Auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit besuchen wir die ehemalige Rampe und andere Plätze, die mit der jüdischen Vergangenheit des Orts verbunden sind. Mittags besuchen wir die Schule von Izbica, mit der das Bildungswerk Stanisław Hantz bereits seit mehr als zwanzig Jahren kooperiert. Die Schüler und Schülerinnen beschäftigen sich mit der jüdische Vergangenheit Izbicas. Am Nachmittag begeben wir uns auf einen zweiten Rundgang durch Izbica. Im Mittelpunkt steht jetzt die Zeit nach 1944, wie die Ermordung im Ort thematisiert wird und was aus den Gebäuden der jüdischen Gemeinde geworden ist.

Auf dem Rückweg nach Lublin machen wir noch in dem kleinen Städtchen Piaski Halt. Wie Izbica wurde Piaski in der deutschen Besatzungszeit zum Transitghetto, in das Jüdinnen*Juden aus Deutschland deportiert wurden. In Piaski besuchen wir den jüdischen Friedhof.

Dienstag

Wir besuchen die Gedenkstätte und das Museum Belzec.

Etwa 100 Kilometer von Lublin entfernt, liegt an der Grenze zur Ukraine die Ortschaft Belzec. Am 17. März 1942 erreichte je ein Todeszug mit Jüdinnen*Juden aus Lublin und Lemberg das Mordlager in Belzec. Die Geschichtsschreibung hat sich darauf geeinigt, dass an diesem Tag die sogenannte „Aktion Reinhardt“ begann. Etwa 450.000 Jüdinnen*Juden wurden in Bełżec ermordet. Warscheinlich wurde am 11. Dezember 1942 die letzte Gruppe von Jüdinnen*Juden in Bełżec ermordet.

Wir beginnen unseren Tag mit einem Besuch auf dem jüdischen Friedhof von Tomaszów Lubelski. Die jüdische Bevölkerung der Stadt wurde in die etwa acht Kilometer entfernte Mordstätte Bełżec verschleppt und dort in den Gaskammern getötet.

In Bełżec machen wir einen Rundgang durch das Städtchen. Wir besuchen u.a. den Ort, an dem im Jahr 1940 zur Zwangsarbeit eingesetzte Roma und Sinti aus Deutschland untergebracht waren. Auch kommen wir zu einer ehemaligen Kneipe, in der die „Trawniki-Männer“ abends einkehrten, sie waren als Wachmänner in dem Mordlager eingesetzt. Dann gehen wir zur sogenannten Kommandantur, dem ehemaligen Wohn- und Verwaltungsbereich der deutschen Täter. Vom Bahnhof Bełżec aus nähern wir uns der Gedenkstätte. Auf dem Weg dahin machen wir u.a. an einem ehemaligen Lokomotivschuppen Station. Das Gebäude wurde von der Mordstätte als Magazin für die Kleidung der Ermordeten genutzt.

Mittwoch

Wir besuchen die Gedenkstätte Majdanek.

Unser Rundgang beginnt mit einer Einführung in die Geschichte der „Aktion Erntefest“. Am 3. und 4. November 1943 wurden in dem Konzentrations- und Vernichtungslager Majdanek und in den Zwangsarbeitslagern Trawniki und Poniatowa etwa 43.000 Jüdinnen*Juden erschossen. Dieses Massaker nannten die deutschen Täter in zynischer Weise „Aktion Erntefest“. Das Ereignis wird als das Ende der „Aktion Reinhard“ angesehen.

Nach der individuellen Besichtigung der Gedenkstätte besteht um 15.00 Uhr die Möglichkeit eines Transfers zurück in die Stadt. Der Nachmittag steht zur freien Verfügung.

Donnerstag

Wir besuchen die Gedenkstätte und das Museum Sobibor, gelegen im Dreiländereck Polen, Ukraine und Weißrussland, etwa 100 Kilometer von Lublin entfernt.

Auf dem Weg nach Sobibor machen wir zunächst Station in der Ortschaft Włodawa.

Vor dem 2. Weltkrieg lebten etwa 10.000 Einwohner*innen in dem Städtchen, davon waren etwa 7.000 Jüdinnen*Juden. Sie wurden fast alle in der 10 Kilometer entfernten Mordstätte Sobibor getötet.

Ausgangspunkt unseres Rundgangs auf den Spuren des Holocaust in Włodawa sind die ehemalige große und kleine Synagoge der Stadt. Unser Weg führt uns weiter zu einem Sportplatz, auf dem im Oktober 1942 bis zu 5.000 Jüdinnen*Juden zusammengetrieben wurden. Von dort mussten sie etwa fünf Kilometer zu dem außerhalb gelegenen Bahnhof Włodawa–Orchówek marschieren. Wir folgen dem Weg der Jüdinnen*Juden zu der Rampe, von der die Todeszüge nach Sobibor abfuhren.

Von Orchówek fahren wir zu der Gedenkstätte Sobibor. Von Mai 1942 bis zum Aufstand der jüdischen Gefangenen am 14. Oktober 1943 wurden in den Gaskammern der Mordstätte etwa 180.000 Jüdinnen*Juden getötet. Etwa 50 überlebende jüdische Gefangene sind bis heute namentlich bekannt. In Sobibor haben wir die Möglichkeit, das im Jahr 2021 neu eröffnete Museum zu besuchen.

Im Anschluss an unserem Besuch in Sobibor, fahren wir in die etwa 150 Kilometer entfernte Stadt Siedlce. Hier werden wir bis Samstagmorgen unser Quartier beziehen.

Freitag

Wir besuchen die Gedenkstätte und das Museum Treblinka.

Auf den Spuren der Jüdinnen*Juden von Siedlce machen wir uns auf den Weg zur Gedenkstätte Treblinka. Wir gehen zu dem Platz, wo im August 1942 etwa 17.000 Jüdinnen*Juden zusammengetrieben wurden. Unser Weg führt uns weiter zum Güterbahnhof, von wo die Todeszüge nach Treblinka abfuhren. Unsere nächste Station ist das Dorf Wólka Okrąglik. Etwa 1,5 Kilometer von Treblinka entfernt, war der Ort auf unterschiedliche Art und Weise mit der Mordstätte verbunden. Wir fahren weiter zum Dorf Treblinka. In den Jahren 1942 und 1943 mussten am Bahnhof des Ortes alles Todeszüge anhalten. Sie wurden dort auf ein Nebengleis abgestellt und dann jeweils 20 Waggons in die Mordstätte geschoben. An der Rampe von Treblinka war nur Platz für 20 Waggons. Auf einem Teil des ehemaligen Bahnhofsgeländes ist 2019 der Gedenkort Stacja Treblinka entstanden.

Unser Weg führt uns weiter zur etwa 1 Kilometer entfernten Gedenkstätte und Museum Treblinka.

In Treblinka wurden in 13 Monaten bis zu etwa 1 Million Jüdinnen*Juden ermordet. Allein in den ersten fünf Wochen im Sommer 1942 fast 300.000 Menschen. Am 2. August 1943 wagten jüdische Gefangene einen Aufstand, bei dem etwa 400 fliehen konnten. Von annähernd 100 ist bekannt, dass sie die Flucht und das Ende des Krieges überlebt hatten.

Samstag

Rückreise

Wir reisen mit der Bahn von Siedlce über Warschau nach Berlin. Die Zugverbindung mit der Abfahrts- und Ankunftszeit ist nach der Veröffentlichung des Sommerfahrplans 2023 verfügbar.

An- und Abreise

Wir bieten eine organisierte An- und Abreise Berlin – Lublin an. Es besteht auch die Möglichkeit einer selbstorganisierten, individuellen An- und Abreise.

Krankenversicherung, Reiseversicherung

Die Teilnehmer der Bildungsreise sind vom Veranstalter nicht krankenversichert und nicht reiseversichert.

Unterbringung

Wir wohnen in Lublin im Hotel „Dom na Podwalu“. Das über 400 Jahre alte historische Haus ist in der Lubliner Altstadt unterhalb des Schlosses gelegen.

In Siedlce wohnen wir im Hotel Janusz.

Die Teilnehmer*innen sind im Doppelzimmer untergebracht. Gegen einen Aufpreis von 140 Euro ist die Buchung von einem Einzelzimmer möglich.

Teilnahmebeitrag

Der Teilnahmebeitrag beträgt 680 Euro im Doppelzimmer, 850 Euro im Einzelzimmer. In diesem Betrag enthalten sind die Übernachtung, Vollverpflegung, Busfahrt, Führungen und die An- und Abreise. Bei eigener Anreise nach Lublin, reduziert sich entsprechend der Teilnahmebeitrag.

Erst mit einer Anzahlung von 50 Euro ist die Anmeldung verbindlich. Wird die Teilnahme durch die/den Teilnehmer*in abgesagt, werden die 50 Euro nicht zurückerstattet.

Der Teilnahmebeitrag soll auf das folgende Konto überwiesen werden:
Bildungswerk Stanisław Hantz e.V.
Konto: 1071 371 bei der Kasseler Sparkasse (BLZ 520 503 53)
IBAN: DE88 5205 0353 0001 0713 71
SWIFT-BIC: HELADEF1KAS

Soli-Beitrag

Immer wieder fragen Interessierte bei uns nach einer Ermäßigung für unsere Teilnahmegebühren. Um auch in solchen Fällen die Teilnahme zu ermöglichen, bitten wir diejenigen, die es sich leisten können und wollen um einen zusätzlichen Soli-Beitrag von 50 €. Interessierte können sich an uns wenden, um eine Ermäßigung bis zu einem Drittel der Teilnahmegebühr zu bekommen, solange der „Vorrat“ reicht.

Fragen zum Programm, Ablauf und Organisation der Veranstaltung beantwortet

Netti Gerhardt
gerhardt@bildungswerk-ks.de

Deutsch

Ein Vortrag ist in englischer Sprache. Für alle Teilnehmer*innen, die keine oder nicht ausreichende englischen Sprachkenntnisse haben, steht eine Übersetzerin zur Verfügung.

Anmeldung bitte mit folgendem Anmeldeformular (PDF). Wir bitten um frühzeitige Anmeldung, da sonst die Teilnahme nicht garantiert werden kann.

Erst mit einer Anzahlung von 50 Euro ist die Anmeldung verbindlich. Wird die Teilnahme durch die/den Teilnehmer*in abgesagt, werden die 50 Euro nicht zurückerstattet.

Netti Gerhardt

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